„…we could be diving for pearls.” Nach 42,21 Minuten Tauchen im neuen Elvis-Album habe ich bei zwei Stücken wirklich die Luft angehalten. „Ship Building" (schon von R. Wyatt zelebriert) und „Pills & Soap" sind die Perlen, alles andere gute Stücke. Die „Pills & Soap"-Ballade thematisiert die „…ashtrays of emotion", die Medien als Gefühlspfannen, in denen das sog. Private zubereitet wird (die Probleme von kleinen Leuten und Adligen…). Elvis Costello, der Edle, kämpft an gegen diese Windmühlen der Scheinheiligkeit. Mit ruhiger, aber entschlossener Stimme und begleitet von seinem unerschrockenem Piano schlägt er Stück um Stück besagter Heiligkeit in die Flucht. Soul und Charme bleiben Sieger. Man glaubt ihm. Die traumhafte Ballade vom „Shipbuilding" unterstreicht diesen Charakter. Costello zaubert das Stück Melancholie, an dem jeder hängenbleibt ohne gleich weggeschwemmt zu werden. Er trifft den Ton, wo Hoffnung anfängt. Eine ohne Uberschwang. Man höre sich das Trompetensolo an. Was Worte nicht sagen können…
Die übrigen Stücke sind guter, d. h. typischer Costello-Standard. Jedes der Stücke ein in sich nahtlos gedrechseltes 3-Minuten-Werk. Nach vielen Worten und eleganten Breaks (quasi mit sich selbst im Gespräch) läuft alles auf ein griffiges Melodieversatzstück sprich Refrain zu. Der wird dann durch Wiederholung und Chorunterstützung haftbar gemacht. Was auffällt, neben reichlich E-Piano setzt Mr. Costello verstärkt auf die Blechbläser. Alle Dexys werden wach („Let them all talk", TKO). Wenn die Kinks nicht schon Nummer 4 in den US-Charts wären, sie sollten sich Costello's „The Element Within Her" vornehmen. Typischer Ray Davies-Nasal! Das beste unter den guten Stücken ist zweifelsohne das leichtfüßige „Every Day I Write The Book". Eine Liebeserklärung in drei Kapiteln, die jedes Mädchenherz lüpft. Selbst das E-Piano kommt ins Kleckern. Elvis' Stimme schafft Vertrauen. Dies steht für dieses Album wie für seine ganze Arbeit. Man glaubt förmlich mitzufühlen, wie sich Sound und Stil der Musik wesentlich nach seinen persönlichen Stimmungsbildern winden. Anders etwa als „Hero" Bowie, der die gängigen Sounds der Zeit zu seinen und des breitesten Publikums Gunsten nutzt und verarbeitet. Auch seine Person (Stimme, Image…) bleibt unverzichtbar, doch seine Rolle (der Super-Pop-Star) verpflichtet ihn mehr auf das breite Publikum inklusive Zeitgeschmack und Spektakel. Costello wandelt eher auf dem Weg eines Van Morrison. Zwischen den Zeiten. Also: Punch The Clock!
|