Abendzeitung, October 22, 2010

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„Ich hatte Gelegenheiten, die ich nie erwartet hatte“


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  Christian Jooß

Elvis Costello spürt auch auf seinem neuen Album „National Ransom“ der Musik Amerikas nach

Elvis Costello spürt auch auf seinem neuen Album „National Ransom“ der Musik Amerikas nach

Ein Anruf in Vancouver: Elvis Costello veröffentlich sein neues Album „National Ransom“, im Unterschied zum bluegrasslastigen Vorgänger eine weit ausgreifende amerikanische Rockplatte.

AZ: Würden Sie zustimmen, dass die frühe amerikanische Folk-Musik den Rock’n’Roll erst möglich machte?

ELVIS COSTELLO: Elvis Presleys erste Platte, war eine Art Bluegrass-Song und eine Art Blues-Song. Das weiß doch jeder.

Bluegrass ist schon eine eigene Welt.

Künstler wie Jimmy Martin haben echt Soul und Wildheit. So wild wie alles, was du im Rock’n’Roll hören kannst. Auf instrumentaler Seite wird oft eine bemerkenswerte Ebene des Spiels erreicht. Du findest diese Ebene des Expertentums vielleicht im Jazz aber kaum im Rock’n’Roll. Rock’n’Roll ist limitierter, was nicht heißt, dass er nicht effektiv wäre.

Ist es notwendig, Musikgeschichte zu verstehen, um Zukunftsklänge zu schaffen?

Nicht notwendig, aber ein Weg, den man gehen kann. Der andere wäre, dass du einfach wartest, bis dich der Blitz trifft. Ich habe beides versucht. Momentan denke ich, man kann durch das Hören von Musik viel gewinnen.

Im Titelsong Ihrer neuen Platte heißt es „Wir arbeiten mittlerweile jeden Tag, um das nationale Lösegeld abzubezahlen“. Leidet Amerika?

Ich glaube nicht, dass es da um Amerika geht, sondern um überall. Die Sache ist doch die: Jeder gräbt ein Loch, und das höhlt die Erde aus. Das ist keine nationale Katastrophe, sondern eine Verschwörung aller Beteiligten. Die Menschen werden manipuliert. Du bekommst ein Stück Papier – Geld – das behauptet, einen bestimmten Wert zu repräsentieren, und Menschen bauen ihr Leben darauf auf, füttern ihre Kinder und kümmern sich um die Älteren in ihrer Familie. Der Song hat keine Lösung, es ist nur ein Kommentar zu dieser Überraschung über Dinge auf die wir uns verließen, weil wir sie für real hielten.

Sie wurden in London geboren, in Liverpool getauft. Wie haben die zwei Städte Ihre musikalische DNA geprägt?

Ich wurde in Birkenhead getauft. Das ist eine eigene Stadt. Meine Mutter ist aus Liverpool. Bis 16 wuchs ich in West-London auf. Die Rolling Stones und The Who spielten in der Nähe. Aber ich war viel zu jung, um zu diesen Shows zu gehen. Ich vermisse das irgendwie. Und ich war ebenfalls zu jung, um wahrzunehmen, was in Liverpool in den 60ern abging.

Paul Du Noyer erzählt in „Liverpool: Wonderous Place“, dass Sie ein großer Fan von Cilla Black sind.

Cilla hat gute Platten gemacht. Sie ist dann eine Gameshow-Moderatorin geworden, aber sie konnte echt singen.

Was hat denn den Soundtrack Ihrer Jugend sonst noch geprägt?

Tamla-Motown. Die kamen mit dieser Idee einer Musikfabrik. Du hörtest Diana Ross, Stevie Wonder, Marvin Gaye, die Temptations und meine Lieblingsgruppe die Four Tops. Und dann gab es da die Soul-Records: Otis Redding und Lee Dorsey. Bei Dorsey fand ich später heraus, dass alle seine Platten von Allen Toussaint produziert und teils geschrieben worden waren. Eigenartig, dass wir später zusammen arbeiteten. Ich wuchs als Bewunderer auf. Mit Paul McCartney zu arbeiten war dasselbe. Er musste nichts mehr tun, um sich zu beweisen und hatte die Freiheit, mit mir etwas zu schreiben. Sie haben sich in Ihrer Karriere vielen verschiedenen Genres geöffnet. Wie schafft man es, überzeugend zu sein?

Naja, nicht jeder denkt, dass ich das bin. Ich hatte Gelegenheiten, die ich niemals erwartet hatte, wie die Arbeit mit klassischen Musikern und Jazz-Musikern. Ich habe ein Ballett für eine italienische Truppe geschrieben und eines für das Mailänder Ballett. Solche Dinge müssen keine Hit-Platten sein. Du machst das, um andere Arten des Schreibens auszuprobieren. Und wenn du dich das nächste Mal hinsetzt, um Songs zu schreiben, kommen die anders heraus. Das ist besser, als aufs College zu gehen.

Elvis Costello: National Ransom (Universal)

Tags: National RansomElvis PresleyThe Rolling StonesThe WhoPaul Du NoyerCilla BlackDiana RossStevie WonderMarvin GayeThe TemptationsThe Four TopsOtis ReddingLee DorseyAllen ToussaintPaul McCartney

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Abendzeitung, October 22, 2010


Christian Jooß interviews Elvis regarding National Ransom.

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Aufgewaschen zwischen London und Liverpool träumte Elvis Costello von der music Amerikas. Photo credit: James O'Mara

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